Mit diesem Statement wollen wir (der Allgemeine Studierendenausschuss AStA):
- Gedanken zum Nahostkonflikt äußern
- eine Antwort auf den Umgang mit dem offenen Brief des BIPoC-Referats geben
- betroffene Stimmen miteinbeziehen
- zum respektvollen Umgang und Begegnung untereinander aufrufen
Wir kritisieren und distanzieren uns von:
- Antisemitismus,
- (antimuslimischen) Rassismus,
- Hamas und
- der Unterdrückung von Palästina
Als AStA der ASH beobachten wir den Genozid, der gerade in Palästina geschieht, mit Entsetzen, Trauer und Sorge.
Menschenrechtsorganisationen und friedenszentrierte politische Initiativen fordern seit langer Zeit eine Politik der Deeskalation der völkerrechtswidrigen israelischen Offensive in Gaza.
Auch wir treten für eine sofortige humanitäre Waffenruhe zum Schutz aller Zivilist*innen ein!
Die derzeitigen Entwicklungen innerhalb der deutschen Gesellschaft sind erschreckend:
- Antisemitische und rassistische Angriffe haben sich extrem erhöht.
- Jüdische Personen bangen um ihre Sicherheit.
- Es gibt Angriffe und Störaktionen bei Gedenkveranstaltungen.
- Wände oder Haustüren in der Wohngegend oder bei jüdischen Einrichtungen werden beschmiert.
Diese Angriffe sind nicht zu rechtfertigen und verdeutlichen Antisemitismus als Problem, das tief in der deutschen Gesellschaft verankert ist.
Gleichzeitig wird im Diskurs beim Gegenüber oft vom Schlimmsten ausgegangen. Das hat schwerwiegende Folgen:
- Muslimisch gelesene Personen und BIPoC werden kriminalisiert und unter Generalverdacht gestellt.
- Solidarität mit Palästinenser*innen wird pauschal als Antisemitismus verurteilt. Es werden Demos, Kleidung und Flaggen verboten.
- Jüdinnen werden kollektiv für die Politik und Handlungen von Israel verantwortlich gemacht. Und Muslim*innen werden kollektiv für die Politik und Handlungen der Hamas verantwortlich gemacht.
- Jugendliche, mit denen wir arbeiten, erleben Polizeigewalt und sie berichten von Diskriminierung an ihren Schulen.
Diese Situation ist unerträglich. Sie ist das Ergebnis eines Umgangs der deutschen Politik, der einen komplexen politischen Konflikt vereinfacht und zuspitzt. Eine bedingungslose Solidarisierung mit dem Staat Israel sollte vor dem aktuellen Hintergrund für menschenrechts- und demokratieorientierte Personen unmöglich sein.
Leid, Wut und Trauer, wie auch die Forderungen nach Frieden, Souveränität und Gleichberechtigung palästinensischer Personen, werden unsichtbar gemacht. Verschiedene auch jüdische Stimmen haben immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass die deutsche Politik in Bezug auf Israel keine wirkliche Verantwortungsübernahme bedeutet.
Eine systemkritische Aufarbeitung des Nationalsozialismus würde bedeuten, auch die unveränderten rassistischen und antisemitischen Strukturen der Gegenwart zu bearbeiten.
In den vergangene Wochen und im Umgang mit der Gedenkaktion von Studierenden zeigt sich, dass die Leitung der ASH im Sinne deutscher Politik, rassistischen Diskurs reproduziert. Die Zögerlichkeit in Bezug auf die Eröffnung von Lernräumen für emotionale, politische und persönliche Gespräche zwischen unterschiedlichen Positionen und die Vermeidung notwendiger
und fruchtbarer Konflikte sind ihre Symptome.
Dazu trieft sich momentan eine Gruppe, bestehend aus Lehrenden, Studierenden, InPuT-Mitarbeitenden, der Leitung des International Office sowie Angehörigen der Hochschulleitung um einen Diskurs und Angebote zu schaffen.
Wir haben es als AStA verpasst, uns mit den Studierenden, die aktuell/persönlich und direkt durch den Krieg in Israel und Palästina betroffen sind zu solidarisieren. Das Schweigen hierzu bedeutet für Betroffene einen Mangel an Unterstützung und Raum für eigene Erfahrungen, mit denen sie allein bleiben. Das tut uns leid.
Wir arbeiten als Studierendenvertretung an uns als Struktur und unsere Ziele sind es, möglichst alle Bedürfnisse der Studierendenschaft abzudecken, uns für ungehörte Stimmen einzusetzen und, mit der Hilfe einer großen Menge an Menschen und Perspektiven, zu einer machtkritischeren und nachhaltigeren Struktur zu werden.
Solidarische Grüße,
euer AStA
(siehe vereinfachter Text unten)
(english version below)
Der Text etwas vereinfacht:
Offener Brief zur Situation in Israel und Palästina an der ASH
Wir, der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA), möchten folgende Dinge sagen:
- Unsere Gedanken zum Konflikt im Nahen Osten teilen.
- Auf die vielen Rückmeldungen zum offenen Brief des BIPoC-Referats antworten.
- Den betroffenen Menschen Raum geben, um ihre Meinungen zu äußern.
- Alle dazu aufrufen, respektvoll miteinander umzugehen.
Wir sind gegen:
- Antisemitismus (Hass gegen Jüd*innen).
- (antimuslimischen) Rassismus.
- Die Hamas (eine Gruppierung im Konflikt).
- Die Unterdrückung von Palästina.
Als AStA der ASH sehen wir mit großer Sorge, Trauer und Entsetzen auf das, was in Palästina passiert.
Viele Organisationen, die sich für Menschenrechte einsetzen, fordern schon lange eine Politik, die den Konflikt in Gaza entschärft.
Wir setzen uns ebenfalls für eine sofortige Waffenruhe ein, damit Zivilist*innen geschützt werden.
Es ist besorgniserregend, wie sich die Situation in Deutschland entwickelt:
- Es gibt mehr antisemitische und rassistische Angriffe.
- Jüdische Menschen fühlen sich unsicher und werden angegriffen.
- Bei Gedenkveranstaltungen gibt es Störungen.
- Es werden Wände und Türen bei jüdischen Einrichtungen beschmiert. Das ist nicht akzeptabel und zeigt, dass Antisemitismus ein tief verankertes Problem in der deutschen Gesellschaft ist.
- Muslimische Menschen und BIPoC werden kriminalisiert und unter Generalverdacht gestellt.
- Solidarität mit Palästinensern wird pauschal als Antisemitismus verurteilt. Demonstrationen, Kleidung und Flaggen werden verboten.
- Jüd*innen werden für die Politik Israels verantwortlich gemacht, genauso wie Muslim*innen für die Politik der Hamas.
- Jugendliche erleben Polizeigewalt, und es gibt Probleme an Schulen.
Diese Situation ist nicht tragbar. Sie entsteht durch eine deutsche Politik, die einen komplexen Konflikt vereinfacht und verschärft. Leid, Wut und die Forderung nach Frieden und Gleichberechtigung für Palästinenser*innen werden übersehen.
Einige, auch jüdische Stimmen, weisen darauf hin, dass die deutsche Politik gegenüber Israel keine wirkliche Verantwortung übernimmt. Wir sollten uns nicht bedingungslos mit dem Staat Israel solidarisieren. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus bedeutet auch, die rassistischen und antisemitischen Strukturen in der Gegenwart anzugehen.
In den letzten Wochen hat sich gezeigt, dass die Leitung der ASH einen rassistischen Diskurs reproduziert. Es fehlt an Orten für Gespräche und Konflikte zwischen verschiedenen Positionen. Als AStA haben wir es versäumt, uns mit den Studierenden, die direkt vom Konflikt betroffen sind, zu solidarisieren. Das tut uns leid. Unser Ziel ist es, uns als Struktur zu verbessern und die Bedürfnisse aller Studierenden abzudecken, uns für ungehörte Stimmen einzusetzen und eine machtkritischere und nachhaltigere Struktur zu schaffen.
Solidarische Grüße,
euer AStA
+++ENGLISH+++
FYI: Translated with deeple.com
Open letter on ASH’s handling of the situation in Israel and Palestine
since October 7
With this statement we (the General Student Committee ¬ AStA):
- express our thoughts on the Middle East conflict.
- give an answer to the handling of the open letter from the BIPoC department.
- include affected voices.
- Call for respectful interaction and encounters with each other.
We criticize and distance ourselves from:
- Anti-Semitism,
- (anti-Muslim) racism,
- Hamas and
- the oppression of Palestine
As the ASH AStA, we are observing the genocide currently taking place in Palestine with horror, sadness and concern.
Human rights organizations and peace-centered political initiatives have long been calling for a policy of de-escalation of the Israeli offensive in Gaza, which violates international law. We also advocate an immediate humanitarian ceasefire to protect all civilians!
The current developments within German society are alarming:
- Anti-Semitic and racist attacks have increased dramatically.
- Jewish people fear for their safety.
- There are attacks and disruptions at memorial events.
- Walls or front doors in residential areas or at Jewish institutions are being graffitied. These attacks are unjustifiable and highlight anti-Semitism as a problem that is deeply rooted in German society.
At the same time, the worst is often assumed in the discourse. This has serious consequences:
- Muslim people and BIPoC are criminalized and placed under general suspicion.
- Solidarity with Palestinians is condemned as anti-Semitism. Demonstrations, clothing and flags are banned.
- Jews are held collectively responsible for the policies and actions of Israel. And Muslims are collectively blamed for the policies and actions of Hamas.
- Young people we work with experience police violence and report discrimination in their schools.
This situation is intolerable. It is the result of a German political approach that simplifies and exacerbates a complex political conflict. Against the current backdrop, unconditional solidarity with the state of Israel should be impossible for people who are committed to human rights and democracy.
Suffering, anger and grief, as well as the demands for peace, sovereignty and equal rights for Palestinians, are made invisible. Various voices including Jewish voices have repeatedly pointed out that German policy in relation to Israel does not represent a real acceptance of responsibility.
A system-critical reappraisal of National Socialism would also mean dealing with the unchanged racist and anti-Semitic structures of the present.
In the past few weeks and in dealing with the commemorative action by students, it has become clear that the management of ASH is reproducing racist discourse in line with German policy. The hesitancy to create learning spaces for emotional, political and personal discussions between different positions and the avoidance of necessary and fruitful conflicts are its symptoms.
A group consisting of lecturers, students, InPuT employees, the head of the International Office and members of the university management are currently meeJng to create a discourse and offerings.
As AStA, we have failed to show solidarity with the students who are currently/personally and directly affected by the war in Israel and Palestine. The silence on this issue means a lack of support for those affected and a lack of space for their own experiences, with which they remain alone. We are sorry for that.
As a student representation, we are working on ourselves as a structure and our goals are to cover as many needs of the student body as possible, to stand up for unheard voices and, with the help of a large number of people and perspectives, to become a more power-critical and sustainable structure.
Greetings in solidarity,
your AStA
(see simplified text below)
The slightly simplified text:
Open letter on the situation in Israel and Palestine at ASH
We, the General Students’ Committee (AStA), would like to say the following things:
- Share our thoughts on the conflict in the Middle East.
- Respond to the many responses to the open leker from the BIPoC department.
- Give the people affected space to express their opinions.
- Call on everyone to treat each other with respect.
We are against:
- Anti-Semitism (hatred against Jewish people).
- (anti-Muslim) racism.
- Hamas (a group in the conflict).
- The oppression of Palestine.
As the ASH AStA, we look at what is happening in Palestine with great concern, sadness and horror.
Many human rights organizations have long been calling for a policy to defuse the conflict in Gaza.
We are also campaigning for an immediate ceasefire so that civilians are protected.
It is worrying to see how the situation in Germany is developing:
- There are more anti-Semitic and racist attacks.
- Jewish people feel unsafe and are being attacked.
- There are disturbances at memorial events.
- Walls and doors at Jewish institutions are being graffitied. This is unacceptable and shows that anti-Semitism is a deeply rooted problem in German society.
- Muslim people and BIPoC are criminalized and placed under general suspicion.
- Solidarity with Palestinians is condemned across the board as anti-Semitism. Demonstrations, clothing and flags are banned.
- Jews are blamed for Israel’s policies, just as Muslims are blamed for the policies of Hamas.
- Young people experience police violence and there are problems at schools.
This situation is intolerable. It is the result of a German policy that simplifies and exacerbates a complex conflict. Suffering, anger and the demand for peace and equal rights for Palestinians are overlooked.
Some voices, including Jewish voices, point out that German policy towards Israel does not assume any real responsibility. We should not uncondiJonally show solidarity with the state of Israel. A critical examination of National Socialism also means tackling the racist and anti-Semitic structures in the present.
In recent weeks, it has become clear that ASH is reproducing a racist discourse. There is a lack of places for discussions and conflicts between different positions. As AStA, we have failed to show solidarity with the students who are directly affected by the conflict. We are sorry for that. Our goal is to improve ourselves as a structure and cover the needs of all students, to stand up for unheard voices and to create a more power-critical and sustainable structure.
Best regards in solidarity,
Your AStA